Unterwegs zwischen Reifen und Stämmen

Knapp 80 Teilnehmer haben sich am Samstag beim Mildenauer Erz-X-Cross einer außergewöhnlichen Herausforderung gestellt. Begeisterung begleitete die Premiere dieses Extremlaufs mit seinen ungewöhnlichen Hindernissen rund ums Freibad.

von Katja Lippmann-Wagner

Mildenau –„Orr nee“, seufzt einer der Teilnehmer, als er die Blackbox erreicht. Dabei handelt es sich um einen kleinen Container, der mit Wasser und Matsch gefüllt ist. Die Starter des Erz-X-Cross haben an dieser Stelle schon den Großteil der rund fünf Kilometer langen Strecke mit ihren insgesamt acht Hindernissen bewältigt. Die Blackbox hatten die Organisatoren um Christian Meyer als Überraschung angekündigt. Es sei eine Frage der Ehre, dass die Crossläufer in den Container klettern und sich unter alten Autoreifen durchquälen, um pitschnass und dreckig auf der anderen Seite wieder aufzusteigen. Keiner läuft daran vorbei. Gut 20 Schaulustige erleben an dieser Stelle das Spektakel. Ein Zuschauer ruft motivierend: „Komm, unten gibt’s Bier.“

Bildtext: In der Blackbox wurde es auch für Martin Hofmann schlammig.
Bildtext: In der Blackbox wurde es auch für Martin Hofmann schlammig.

In der Altersklasse der über 30-Jährigen ist Christian Flegel aus Annaberg-Buchholz der Erste, der das Ziel erreicht. Dabei war er schon kurz nach dem Start gehandicapt. Beim Tauchen durchs Mildenauer Freibad verlor er seine Kontaktlinsen. „Ich bin eigentlich Läufer“, sagt er. Am Donnerstag zuvor habe er an einem Auto Werbung für die Sportveranstaltung gesehen. „Ich habe nach gegoogelt und mich heute kurz entschlossen dafür angemeldet“, so Flegel. Die eigentliche Herausforderung sei der lange Anstieg gewesen: „Da brannten die Beine richtig.“ Gleichzeitig bot sich ihm die Gelegenheit, seine Stärke als Läufer auszuspielen, denn der Annaberger setzte sich ab.

Eine riesengroße Gaudi war der Extremlauf für Jörg Müller, Frank Hänisch und Phillip Nigrin. Die beiden Erstgenannten waren zuvor schon beim CrossDeLuxe in Freital gestartet: „Die beiden Sachen kann man nicht miteinander vergleichen“, findet Müller. In Freital sei die kleine Runde schon acht Kilometer lang gewesen, die große gar 16. „Nur das Höhenprofil ist durchaus vergleichbar“, sagt Hänisch und ergänzt: „Auch die Hindernisse waren aufwendiger.“ Phillip Nigrin ist der Meinung, dass die Leistung des Organisationsteams in Mildenau keineswegs geschmälert werden sollte: „Es hat einfach Spaß gemacht. Es ist schön, dass es hier so etwas gibt. Und ich bin mir sicher, dass es weiter wachsen wird.“

Bildtext: Rauf auf den Transporter und auf der anderen Seite wieder runter: Niko Nestler und Jacques Lindus meistern die vielen Baumstämme im Eiltempo.
Bildtext: Rauf auf den Transporter und auf der anderen Seite wieder runter: Niko Nestler und Jacques Lindus meistern die vielen Baumstämme im Eiltempo.

Die Idee für den Erz-X-Cross hatten Christian Meyer und sein Geschäftspartner Enrico Köhler schon vor der Corona-Pandemie: „Extremläufe sind gerade in Sachsen angesagt.“ Das Freibad Mildenau sei von der Anlage her und auch vom Profil im angrenzenden Gelände bestens für eine solch besondere Herausforderung geeignet. „Ideale Voraussetzungen für unser Event“, findet Meyer, dem es erst einmal wichtig war, Teilnehmer für den Wettkampf zu finden. Fünf Kilometer seien gut für den Einstieg. Gut möglich aber, dass die Strecke bei der nächsten Auflage länger wird.

Bildtext: Zu den ersten Hindernissen gehörte die Slackline. Dabei balancierten die Teilnehmer über das Wasser des Freibades. Später kamen sie nicht drum herum, auch direkt ins kühle Nass zu steigen.
Bildtext: Zu den ersten Hindernissen gehörte die Slackline. Dabei balancierten die Teilnehmer über das Wasser des Freibades. Später kamen sie nicht drum herum, auch direkt ins kühle Nass zu steigen.

Kathleen Jonszta und Daniela Härich gehörten zu den Zuschauern und feuerten die Teilnehmer lautstark an. „Super Klasse, finde ich das“, sagt die Chemnitzerin Jonszta. Und Härich aus Annaberg fügt hinzu: „Schade, dass so wenig Zuschauer gekommen sind.“ Dabei gab es wirklich viel zu sehen: Die Starter mussten unter anderem durchs Wasser laufen, ein Hindernis durchtauchen, über eine Slackline balancieren und einen Holzlaster überwinden. Kreativität bewiesen die Veranstalter nicht nur beim Aufbau, sondern auch bei der Namensgebung ihrer Hindernisse. Schließlich galt es unter anderem die Reifenwüste, den Kupferspan-Berg und die Krempelstrecke zu absolvieren. Für Helena Dohle ging damit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: „Ich habe das mal in einer Serie gesehen – und das hat mich inspiriert.“ Die größte Herausforderung war auch für sie der lange Anstieg bei etwa der Hälfte der Strecke.

FOTOS (3): KATJA LIPPMANN-WAGNER